Frisches Vinyl vonne Ruhr
Zwei mal 12″ Vinyl von zwei Labels aus der Nachbarschaft, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten. Schon die Namen sagen einiges aus: Kalakuta Soul Records aus Bochum bezieht sich auf Kalakuta Republic, ein Territorium in Nigeria, das Fela Kuti in den 70er Jahren für unabhängig erklärt hatte. Das Essener Grokenberger-Label bezieht sich auf eine Figur aus Jim Jarmushs Film „Night On Earth“. Hier das Schwelgen in Discogrooves und Soulsamples, dort die reine, knochentrockene Techno-Lehre.
Cuttlefish & Asparagus – Rough Times (Kalakuta Soul)
Nachdem das vorherige Kalakuta-Release, „Tik Tok“ von Discodiggergott Sadar Bahar aus Chicago, mit seinem erstaunlichen Erfolg das Label quasi auf der Disco-Weltkarte etabliert hat, dürfen jetzt wieder die geheimnsvollen Cuttlefish & Asparagus aus Atlantis ran. Ihr „Rough Times“ ist ein Midtempo-Groover voller Soul, mit einem prägnanten, kreiselnden Slap-Bass und grandiosen Vocals. Wo nehmen die immer diese Sängerinnen her (hüstel…)? Die beiden Nummern auf der Rückseite zielen straight auf den Floor. „Freaks“ ist mehr als funky und kann mit JBs-Gitarren, housigem Piano, einem verdammt nach Earth Wind & Fire klingenden Backgroundvocal, knackigen Bläsern und wieder einem fantastischen Vocal(-sample) punkten, während „Keep The Dream Alive“ eher latino-groovy rüberkommt. Beides Nummern, die in den richtigen Händen echte DJ-Waffen darstellen. Sehr, sehr schönes Release – oder, wie die polyglotten Folks von Kalakuta Soul sagen:“ some surefire shakers that will bring on out Boogie in anyone that hears them“! 8/10
Quartier Midi – Akira EP(Grokenberger 005)
In der Welt von Quartier Midi aka Goethe Bunker Heads Mike Rui und Cramp herrscht die 909. Abgesehen von Bass und einer nagenden Ein-Ton-Melodie (oder ist es auch nur ein hochgepitchter Drumsound?) besteht ihr Track „Copper“ aus nichts als präzisem Programming des Roland Drumcomputers. Das alte Spiel zwischen Spannungsaufbau und Release, laut und leise. Ergebnis: ein schwitzender, schreiender Dancefloor. „Memories“ ist düsterer, man sieht den dunklen Raum mit einem einzelnen Strobo direkt vor sich. Köpfe zwischen die Schultern und durch! „Akira“ zum Abschluss ist experimentell, industrial, der Soundtrack für einen Spaziergang durch die Todeszone in Tschernobyl. Nicht unbeeindruckend. 8/10