Neue Dub-Alben von Dennis Bovell und Congo Natty
Ich kenne Leute, für die ist das Bob Marley Album „Legends“ das einzige, was sie jemals über Reggae wissen wollten. Die müssen hier nicht weiterlesen.
Für alle anderen hat mir der Briefträger zwei mehr als interessante Dub-Alben in den Briefkasten bzw. Maileingang gelegt, von 2 Producern, ohne die die britische Bassmusiklandschaft heute sicher anders aussehen dürfte.
Dennis Bovell hat vor vielen Jahren zwei Platten produziert, die ich mit als erste retten würde, wenn mein Haus abbrennt, nämlich das Debütalbum der Slits und „LKJ in Dub“ für den britischen Dub-Poeten Linton Kwesi Johnson. Darüberhinaus zeichnete er als Producer verantwortlich für Platten von Orange Juice, Pop Group, Fela Kuti, Madness und anderen und half als Toningenieur bei Dip Records, Lovers Rock groß zu machen. Von seinen epochalen Dub-Alben unter eigenem Namen und als Blackbeard haben wir da noch gar nicht gesprochen.
Sein neues Album „Dub for Daze“ erscheint beim kleinen, feinen Worldbeat-Label „Glitterbeat“ und besteht neben Material, dass er beim Aufräumen seines Archivs gefunden haben will, aus Bearbeitungen älterer Tracks und einigen komplett neuen aufnahmen. Das als vinyl-only erschienen Album bewegt sich stilistisch zwischen traditionellen Roots-Dub-Nummern und abstrakteren Echokammer-Workouts und beweist, das Dennis Bovell nichts verlernt hat (und wahrscheinlich nie verlernen wird), was fortgeschrittenen Mischpultwahnsinn angeht. Oder in seinen eigenen Worten: „For me, dub means the absolute freedom to express how well an engineer knows his equipment and the piece that’s being subjected to the treatment. Just like how the guests at Greek weddings smash the crockery…its fun to be demolishing, but re-building the track all at once, carving a different masterpiece from the same material…a must do in order to maintain my sanity level.”
>> Dennis Bovell – Dub 4 Daze (Glitterbeat)
Auch Mikail Tafari aka Congo Natty hat sowas wie eine Pop-Vergangenheit vorzuweisen, nämlich unter seinem Alias „Rebel MC“, der es schon zu Acid House-Zeiten mit seinem Hit „Street Tuff“ bis auf die Nummer 3 in den englischen Single-charts schaffte. Heute ist er eine britische Jungle-Institution, dessen letztes Album „Jungle revolution“, 2013 auf Ninja Tune erschienen, hier im Dub-Format vorliegt. „Jungle Revolution In Dub“, wie es logischerweise betitelt wurde, bietet Bearbeitungen von allem, was in Großbrittanien (und teilweise darüberhinaus) Rang und Namen hat, auf.
Neben dem einzigartigen Adrian Sherwood geben sich etwa der ungarische DJ Madd, Glasgows Mungos, Conscious Sounds, Vibronics und Jinx in Dub die Klinke der Studiotür in die Hand, nicht zu vergessen die Digi-Dubber Dubkasm, die Bassheads King Yoof und Sukh Night und aus der neueren Generation britischen Dubs Hylu & Jago . dazu mit Joe Ariwa und Young Warrior die Söhne(!) von Mad Professor bzw. Jah Shaka.
Aber Vorsicht! Reinen Jungle-Heads wird diese Platte womöglich nur bedingt zusagen, sind es doch weitgehend digital Dub und Dubstep, die hier rulen. Wer auf Jungle mit halsbrecherischen Breakbeats steht, sollte lieber zum Originalalbum greifen, das er sicher schon seit 2 Jahren im Regal hat.
Für alle anderen vereint „Jungle Revolution In Dub“ das beste aus 30 Jahren britischer Bassmusik, irgendwo zwischen traditionellem Dub, Versioning und Remixing. Eine Art Echokammer der Styles und Sounds, wie es die Plattenfirma so schön vorformuliert.
>> Congo Natty – Jungle Revolution In Dub (Glitterbeat)
Congo Natty – ‚Revolution in Dub‘ (Dj Madd Remix) from Ninja Tune on Vimeo.