Der Klang der Familie
Fanta 4 und Dimitri Hegemann machen die Phoenix-Halle Dortmund
Mit einem Richtfest feierten Smudo und Thomas D von Die Fantastischen Vier den Ausbau der traditionsreichen Phoenix-Halle auf dem ehemaligen Industriegelände Phoenix-West im Dortmunder Stadtteil Hörde. An der Hochofenstraße entsteht eine neue Konzert-Arena mit angeschlossenem Club, der vom legendären Kulturmanager und Tresor-Macher Dimitri Hegemann betrieben werden wird. Eröffnung soll im Frühjahr 2017 sein.[image_with_animation animation=“Fade In“ img_link_target=“_self“ image_url=“1103″]
Neben Bands aus dem Fanta 4 eigenen Four Music-Künstlerstall, wie Seeed, Max Herre, Die Fantastischen Vier, David Guetta, Andreas Bourani, Rea Garvey, treten die Pop-Stars als Vermieter der Konzert-Location für externe Veranstalter auf. Im Interview mit Dash / Steffen Korthals verät Thomas D, warum gerade Dortmund als Standort in Frage kommt. „Wir waren deutschlandweit auf der Suche nach einer mittelgroßen Location. Große und kleine Hallen gibt es zu genüge. Die mittleren sind meistens verranzt oder ehemalige Sportstätten mit wenig Flair. Die Phoenix-Halle hat genau die richtige Größe und den Industriecharme.“ Smudo ergänzt: „Außerdem fühlen wir uns Dortmund verbunden. 1991 haben wir vor 50 Leuten im alten FZW gespielt, bei Hohoffs essen wir gerne mal was, wir mögen die Musikszene hier und Alex Richter [Chef von Four Artists] ist mit Volker May vom FZW am Dortmunder U befreundet.“
Die neue Konzert-Arena, die unter dem Namen Phoenix-Halle weiter firmieren soll, wird nach Meinung der Fantas nicht in Konkurrenz zu bestehenden Veranstaltungen gehen, sondern das musikalische Bild der Region um Auftritte der mittelgroßen Stars ergänzen. Musikalisch wird es hauptsächlich in Richtung Pop und Rock gehen. Die rund 4.885 Quadratmeter können auch für Messen, Ausstellungen, Comedy-Programme und andere Veranstaltungen gemietet werden.
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3600 Fans sollen insgesamt in der von den Architekten Jens Casper & Formation A in rostroter Cortenstahl-Optik gehaltenen Halle feiern können – davon 750 Clubber im Untergeschoss der Halle, das durch die Konrad-Zuse-Allee separat zugänglich sein soll. Bis jetzt noch nicht offiziell, erzählt Dimitri Hegemann Dash / Steffen Korthals von der Tresor Berlin GmbH in einem exklusiven Interview seine Pläne, die er als Pächter des Untergeschosses hat. „Wir werden keinen großen Hype oder Werbung machen, um nicht der Seele des Clubs zu schaden.“ Die Seele, das sind die Labyrinthe unter der Halle mit idealen Raumgrößen für eine intime Clubatmosphäre, Nischen, Sitzecken, Außenbereich und Bar. Die Seele, das ist auch der Glaube Hegemanns an das Ursprüngliche eines Raumes, an die kreativen Kräfte vor Ort. Ebenso wie die Halle, soll der Club seinen industriell-rohen Charme behalten. In beiden Arealen ist die akustische Situation die größte Herausforderung. Den Clubbetrieb will er nicht über das Tresor-Label gekennzeichnet wissen und auch nicht als Techno-Club: “ Es geht um elektronische Musik und darum, sich entwickelnden Sachen in einer Stadt Raum zu geben. Und beim Vernetzen zu helfen.“ Dafür gibt es zwei Floors: einer eher schmalen und einer eher rechteckigen, für jeweils circa 200 Clubber sowie Ecken für Lichtinszenierungen und zum Chillen sowie Bars und einen terrassenförmigen Gartenbereich. Hegemann mag es roh und undergroundig, weit weg von Clubästhetiken, wie sie teilweise am Dortmunder U zu finden sind. Über die schlechte Anbindung der Konzerthalle nachts zur Dortmunder Innenstadt und Hauptbahnhof machen sich Smudo und Thomas D keine Gedanken. Dafür sei es noch zu früh. Club-Pächter Dimitri Hegemann kann sich vorstellen, dass er Fahrgemeinschaften fördert, wie es der gebürtige Werler bei seinen Aktivitäten zur Wiederbelebung der Detroiter Clubkultur macht. „Ich möchte was ausprobieren und ich habe eine gutes Gefühl zur Stadt. Die Locals sind alle willkommen. Und die großen Namen dazu. Warum soll es nicht eine Dortmund-Berlin-Achse geben, vielleicht noch mit Detroit dazu? Einen Flughafen für internationale Gäste gibt es und die große Halle können wir ab und an ebenfalls nutzen, wenn zum Beispiel Jeff Mills spielen würde“, führt der weltweit anerkannte Club-Veteran aus.
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Auch wenn Oberbürgermeister Ullrich Sierau sicher nichts von Hegemanns Ideen im Detail weiß, zeigt er sich begeistert vom Hallen-Projekt, spricht von den „Hochöfen als Kulisse der Stadt“ und von der Phoenix-Halle als einer „Kraftzentrale“ und dass es gut gewesen sei, die Halle zu erhalten. Inhalte und Fakten werden beim Richtfest eher weniger vermittelt. Sie bleiben verdeckt, müssen erfragt und erforscht werden. Vielleicht geht es beim Richtfest und entsprechendem Medienereignis auch gar nicht um Information, sondern eher um das Transportieren eines Gefühls, nämlich, dass etwas passiert. Der Anbau des Foyers und des Backstages sind gut vorangekommen, die Dortmunder Bergmann Brauerei ist im Gebäude nebenan angesiedelt, der Alpenverein baut den Gasometer als Klettergarten um und Oberbürgermeister Sierau verweist auf seinen Studiennebenjob als Stagehand in den Westfalenhallen und verspricht beim ersten Konzert der Fantas in der neuen Konzerthalle Kisten für die Pop-Stars zu schleppen. Unerwähnt bleibt die Historie der Phoenix-Halle, was besonders Dr. Inke Arns, Leiterin des Hartware MedienKunstVerein, zu denken gibt: „Schade, dass die Dortmunder so wenig stolz auf ihre Leistungen sind und die neue Kulturstätte sich nicht in der Geschichte der HMKV-Ausstellungen zuvor sieht. Die Halle war sieben Jahre lang ein Anlaufpunkt für Kunstfreunde. Die eigene Historie wird nur selektiv wahrgenommen. Ebenso wie bei der aktuellen WDR-Dokumentation über das Dortmunder U, wo die wahren Entdecker nicht erwähnt werden. Andererseits können die Dortmunder froh sein, dass es hier nach Leerstand und Zwischennutzung als Lager endlich weiter geht. In der Zwischenzeit ist hier einiges kaputt gegangen.“
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Ob die neue Location den Dortmunder Westfalenhallen und dem FZW Konkurrenz macht, Publikum abgräbt oder das musikalische Portfolio im Pott maßgeblich erweitert, das bleibt ebenso abzuwarten, wie die Auswirkung auf die Discos der Stadt. Fest steht jetzt allerdings schon, dass Smudo und Thomas D die Karten neu gemischt haben und die Aussicht auf weitere Strahlkraft Dortmunds als Ausgehstadt gar nicht so schlecht sind. Wünschenswert wäre, dass durch das Projekt Künstler nach Dortmund kommen, die sonst eher selten in der Ruhrmetropole Halt machen. Und dies vielleicht nicht nur aus dem Pop-Bereich, sondern auch aus Genres mit innovativer Musik. Da kommt Hegemann als Musikkenner und Experte für kreativen Strukturwandel ins Spiel. Ab Frühling nächsten Jahres wird es also spannend, wie sich das Verhältnis von Over- und Underground in Dortmund neu auslotet und ob vielleicht sogar eine neue Ära beginnen könnte.
Die Berliner Musikagentur Four Artists Booking GmbH, die mehrheitlich den HipHop- und Medienstars Die Fantastischen Vier gehört, erweitert die denkmalgeschützte Gasgebläsehalle, in der bis 2010 der Hartware MedienKunstVerein (jetzt im Dortmunder U) preisgekrönte Medienkunstausstellungen organsierte. 2014 verkaufte NRW.Urban als Entwickler des Phoenix-West-Geländes die Halle an den privaten Investor Phoenix Estate GmbH. Ende 2014 wurde klar, dass Alex Richter, Geschäftsführer der Four Artists Booking GmbH, ins Geschäft eingestiegen ist. Nach langer Vorplanung und bürokratischen Prozessen gab es im September 2015 die Baugenehmigung von der Stadt Dortmund. Der Bauauftrag wird von Dortmunder Familienunternehmen Rundholz durchgeführt.
Das einstige Hochofen-Gelände und heutige Gewerbe- und Naherholungsgebiet Phoenix-West ist fünf Kilometer von der Dortmunder Innenstadt entfernt. Das 200 Hektar große Areal wird von Fahrradfahrern, Inline-Skatern und Joggern als Ausflugsziel und von Unternehmen aus der Mikro- und Nanotechnologie und der IT-Branche als Standort genutzt.
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Brachfläche von 61 Hektar wurden in eine Grünanlage, dem sogenannten Phoenix-Park, umgewandelt. Hingucker sind neben Hochöfen ein Gasometer sowie ein Kühlturmgerüst. Technik und Architektur der diversen Hochöfen ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Gegenüber der Hochöfen liegt an der Konrad-Zuse-Allee mit ihren Kaskaden-Wasserbecken und einer Freitreppe die Phoenix-Halle am Phoenixplatz. Auf dem Skywalk, einem begehbaren und mit Geländern gesicherten Gasrohr, kann die Halle in 26 Metern Höhe bei besonderen Gelegenheiten überquert werden. Die Stadt plant weitere Umbau- und Ausbaumaßnahmen zur Steigerung des Standorts als Freizeit- und Wirtschaftsfläche.
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