Neues Vinyl: Drum & Bass

ITAL TEK – CONTROL EP – PLANET MU
Drum & Bass / Electronica
Alan Myson aka Ital Tek ist ein geläufiger Name auf dem Kultlabel „Planet Mu“, das sich seit 20 Jahren durch Grenzverschiebungen zwischen Ambient und wilden Breakbeats auszeichnet. Während die Stücke zuvor auf dem von Mike Paradinas gesteuerten Flagschiff oftmals eher Sound- und Break-Nerds mit ihrem Aphex Twin-Handbuch im Gepäck mit auf die Reise nahmen, wird das neue Release auch abseits von Vernissagen und experimentellen Floors die Stepper bewegen. Dafür sorgt Ital Tek mit einer Mischung von Old School Jungle, Footwork und deepem Post-Dubstep auf der 25-minütigen EP „Control“. Bleeps und Clonks treffen hier auf House-Chords und vor allem auf frühen Jungle mit entsprechender Beat-Arbeit und Flächen. Das dürfte vor allem Om Unit- und Project Mooncircle-Fans und Freunden des aktuellen Jungle-Revivals gefallen. Die gerade scheinbar unvermeidlichen Jean Michel Jarre-Referenzen in einigen Stücken der EP bleiben Geschmackssache. Es sind die Jungle-Tunes, die hier herausstechen, sich ungewöhnliche Fill-Ins und Arrangement-Ideen bis an den Rand des Kitsches trauen, ohne dabei den Groove für den Club zu verlieren.
6/10
https://soundcloud.com/xlr8r/sets/ital-tek-control-1

MAKO – LET THE TRUTH BE HEARD / FORBENJII – SAMURAI
Drum & Bass
Nach seinem absoluten Monster-Release „The Narrator“ mit den vielleicht cleversten Beats des Jahres fackelt Mako nicht lange und legt auf dem Berliner Label in englischer Hand zwei dicke Drum & Bass-Roller nach. „Let The Truth Be Heard“ schleicht sich mit einer süßlichen Fläche an, droppt dann aber in einen düsteren und schweren Half-Time-Beat, in dem sich immer wieder Details verändern, Klänge eingeworfen werden und sich der Vibe aus Detroit und Accra gleichermaßen speist. „Forbenjii“ auf der Rückseite kommt mit wabbernden und teilweise rückwärtsgespielten Sounds und technoidem Einschlag, während der stockende Beat eine eigentümlich rohe Funkiness entwickelt und dafür gerade die Pausen, wie einst Helmet zu „Meantime“-Zeiten.
7/10



VARIOUS ARTISTS – OMEGA RED EP – DUST AUDIO

Drum & Bass
Dust Audio ist ein noch relativ junges englisches Label aus Hull, das seit drei Jahren ein bis zwei Vinvl-Releases pro Jahr vorweist. Die Dust Audio-Crew hat sich Amen-Breaks und anderen Jungle-Elementen im aktuellen Gewand gewidmet. Auch wenn Künstler wie Spirit und Naibu auf dem Label veröffentlichten, so flog es in der Wahrnehmung der meisten DJs und Journalisten unter dem Radar vorbei. Die aktuelle „Omega Red EP“ versammelt alte Helden und neue Produzenten. Den Titeltrack steuern Ahmad (Paradox Music), Gremlinz (31 Records, Cylon, Architecture) und Ink (Renegade Hardware) bei, der mal richtig schwergewichtig einher kommt, jedoch ohne zu schwer auf Marsch-Beats zu setzen. „Reference Point“ von Slider & Expose leitet mit einsamen und wunderschön kristallinen Flächen und zwei Beats, die untereinander geswitched werden, die EP-Rückseite ein. Die Newcomer Clima und Red Army feiern mit „Jungle Justice“ ihr Debut, dass im positiven Sinne an den Minimal-Drum & Bass-Stepper „Cobra“ von Spirit erinnert.
7/10

SEBA – NICHOHO / SIENNA – WARM COMMUNICATIONS
Drum & Bass
Auch wenn das Attribut „episch“ gerne inflationär benutzt wird, dann macht es aktuekk nicht nur bei Kamasi Washington, sondern auch bei Sebas „Nichoho“ Sinn. Breitwand-Steicher mit ravigen Modulationen, einen flockiger Amen-Beat und warmen, sehnsuchtsvollen wie auch druckvollen Vibes plus geflüstertem „away“-Vocals und tiefsten Sub-Bässen, wie zu den besten Zeiten von Good Looking und LTJ Bukem, machen „Nichoho“ zu einem absolut mentalen Smasher für die frühen Morgenstunden. Da kann „Sienna“ auf der Flipside nicht ganz mithalten, dürfte aber auch wegen seines cleveren „Exocet“-artigen Aufbaus und 80er-IndiePop-Feelings seine Runden auf den Plattentellern bekommen.
9/10