Techno Classica
Der Kölner Gregor Schwellenbach ist ein gefragter Komponist von Film- und Theatermusik, hat aber auch schon Elektronik für Performance-Spektakel programmiert, Werbemusik dirigiert, Hörspiele produziert und eine Oper über Zucker geschrieben. Das kann der Mann alles, schliesslich hat er das Kompositionshandwerk an der Hochschule erlernt. Aber Schwellenbach fühlt sich genauso in Pop- und Undergrouznd-Kontexten zu Hause und ist darüber hinaus ganz nebenbei noch Dozent am Folkwang Institut für Populäre Musik in Bochum. Jetzt hat er aus Anlass des 20. Geburtstags des Kolner Techno-Imperiums ein Album voller Kompakt-Tracks mit einem Klassik-Ensemble eingespielt. Das wiederum wird er am Samstag, den 28.11. in der Philharmonie Essen live aufgeführt. Ralf Odermann durfte Gregor Schwellenbach ein paar Fragen stellen.
Q: Techno ohne Elektronik – was waren die größten Schwierigkeiten bei der Umsetzung?
A: Das gute an Techno sind ja massive elektronische Klänge, die einem mit mathematischer Präzision unerbittlich um die Ohren gehauen werden. Wenn ich die weglasse, bleiben erst mal nur ein paar gesamplete Fragmente übrig, die eher langweilig sind.
Der Reiz bei diesem Projekt war, aus diesen spärlichen Resten Inspiration zu ziehen und sie zu Kammermusik zu verarbeiten, die wieder interessant ist.
Q: Braucht man dazu Techo-affine Musiker?
A: Die Musiker müssen keine Clubber sein, sie brauchen auch die Originale nicht zu mögen. Allerdings brauchen sie ein Körpergefühl, das der rhythmischen Präzision des durchschnittlichen Klassik-Profis weit überlegen ist, ausserdem eine Lust auf und Fantasie für klangliche Details, wie man sie beispielsweise bei Neue-Musik-Interpreten findet.
Meine Streicher haben alle in großen Orchestern gespielt, sind aber auch erfahrene Studiomusiker und in der Latin-, Jazz- oder Experimentalszene unterwegs. Tatsächlich Technoerfahren war ursprünglich nur der Percussionist, der ist nämlich nicht nur Stockhausen-Interpret sondern auch Musical Director der Band von Senor Coconut.
Q: Wird es von deinem Album wiederum Remixe geben? Oder gar ein Dub-Album?
A: Meine Platte ist eine Steilvorlage für Remixe, und ich kriege auch immer wieder welche zugeschickt und freu mich dann immer drüber. Ein Album davon werden wir aber kaum herausbringen. Im Moment interessiert es mich viel mehr, weiter zu gehen und neues zu machen. Auf dem gerade erschienenen Sampler „Pop Ambient 2016“ habe ich zB einen Track beigesteuert, der zu 100% von live-Instrumenten eingespielt ist aber völlig elektronisch klingt.
FR 28.11. 23:00
Nachtmusik: Gregor Schwellenbach spielt 20 Jahre Kompakt
Vor dem Konzert ein DJ-Set von Blint, danach Party mit Hans Nieswandt
Philharmonie Essen
Huyssenallee 53, 45128 Essen
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